Container, Noahs Erben und eine ostwestliche Wette

Auch Reisen mit den so oft verteufelten Containerschiffen, kurz „Container“ genannt, können durchaus reizvoll und amüsant sein. Fahrtgebiet und Besatzung spielen dabei natürlich ausschlaggebende Rollen. Ich persönlich konnte mich nie für die Nordatlantikreisen erwärmen. Gott sei Dank hat es mich  nicht allzu häufig an die Ostküste Nordamerikas verschlagen. Mit viel Glück und tausend Ausreden gelang es mir immer wieder einen Bogen um dieses Fahrtgebiet zu machen. Allein der Gedanke, in einem knappen Monat inklusive zweier Atlantiküberquerungen  mehr als ein Dutzend Häfen zu bedienen, war abschreckend. Bei der Hektik waren Landgänge ohnehin illusorisch. Allenfalls wurde man mit Hilfe des Seemannspastors zum nächsten Supermarkt gefahren, um Zahnpasta zu kaufen. Von dem permanent schlechten Wetter auf dem Nordatlantik ganz  zu schweigen. Doch auch auf diesen Containerschiffen gab es Besatzungsmitglieder, die für kein Geld der Welt tauschen wollten. Mein Dank an diese eingefleischten Nordatlantikfahrer, da mir so einige Einsätze in diesem von mir ungeliebten Fahrtgebiet erspart blieben.
Ausgesprochen wohl habe ich mich im Containerdienst Richtung Australien gefühlt. Die „Sydney Express“ hat noch heute einen großen Fanclub, der sich im Forum „Seeleute im Internet“ ein Stelldichein gibt. Kurz vor Beendigung der Suez-Krise habe ich drei Reisen auf diesem schönen Schiff verbracht. Unvergessen ist die Reise unter der Leitung von Kapitän Lüders, der gekonnt Gedichte von Joachim Ringelnatz vortragen konnte und zudem eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Vetter Günther Lüders hatte, einem damals recht bekannten Schauspieler und Rezitator eben dieses Dichters. Auf dieser Reise starteten wir den erfolgreichen Versuch einer Bojenpost südlich des Kaps der guten Hoffnung. Die Fahrtroute in Richtung Australien führte uns fast bis an die nördliche Eisgrenze der Antarktis, eine wenig befahrene Route. Albatrosse waren unsere ständigen Begleiter. Einige dieser eleganten Segler haben wir von Wache zu Wache übergeben, ohne auch nur einen Flügelschlag zu registrieren. Doch die Eleganz hatte dann ein jähes Ende, wenn der Koch oder der Kochsmaat an Deck erschienen und den Inhalt der Fuulbrass ( Mülleimer mit Küchenabfällen) auf  dem Achterschiff über Bord kippten. Die Leute von Walt Disney haben diese Landung im Schraubenwasser des Schiffes in dem Zeichentrickfilm Bernhard und Bianca in der Szene „Landung von Albatros Airlines“ wunderbar wiedergegeben. Mit Worten ist dieser Übergang vom eleganten Segler zum absoluten Tölpel schwer zu schildern. Sogar Überschläge der großen Vögel haben wir beobachtet.
Auf unserer Reise begegneten wir einen Tag vor Ankunft in  Freemantle dann tatsächlich noch einem Schiff auf unserer  Route. Haargenau auf Gegenkurs – also auf Kollisionskurs. Dank Smalltalk über UKW-Sprechfunk mit den polnischen Kollegen konnte Schlimmeres vermieden werden.
Nicht weniger schön ist die Erinnerung an die Reise mit Kapitän Winter. Unser gemeinsames Hobby, die Philatelie, führte dazu, dass wir noch während der Australien-Rundreise Vorbereitungen für das Aussetzen einer Postboje trafen. Leider ging dann dieser Versuch einer Postbeförderung über das im Indischen Ozean gelegene Atoll Diego Garcia völlig daneben. Die Amerikaner auf diesem Militärstützpunkt haben wahrscheinlich  unsere orange qualmende  Markierungsboje als vermeintlichen Feind gezielt versenkt. Zumindest haben die Briefe nie ihre Adressaten erreicht.
Der Ostasiendienst mit den Containerschiffen der dritten Generation stand bei mir natürlich ganz oben auf der Wunschliste. Auf Grund der imposanten Größe und Tragfähigkeit dieser Schiffe reichten die Liegezeiten in den Häfen Asiens immer noch für die geliebten Landgänge und die damit verbundenen Einkaufsbummel.
Die Abmessungen dieser, von den Seeleuten verächtlich und etwas herablassend betitelten „Schachtelschiffen“ brachte es mit sich, dass so manche außergewöhnliche Fracht befördert wurde. So wurde u.a.der gesamte Fuhrpark der Hongkonger U-Bahn Huckepack von England in den fernöstlichen Hafen befördert. Des Weiteren  wurden Luftkissenboote, an Deck verzurrt und gelascht, verschifft.
Diesbezüglich entpuppte sich der Staatszirkus der DDR als ganz besondere Fracht. Nach Beendigung einer Gastspielreise durch Japan und  Korea übernahmen wir in Busan/Korea neben vielen Containern mit Ostberliner Anschrift auch noch die vierbeinigen Artisten samt Pfleger. Die Unterbringung der vierzehn Dompteure und Betreuer machte wenig Kopfzerbrechen. Die drastische Reduzierung der Besatzung von ehemals vierzig auf knapp zwanzig Personen brachte es mit sich, dass die Kammern eines ganzen Wohndecks leer standen. Die Besitzer der Pudeltruppe zogen es allerdings vor, ihren Zirkuswagen samt kläffender Meute auf einer der Ladeluken des Achterschiffes zu platzieren. Raubkatzen, Eisbären und Krokodile wurden ebenfalls in ihren Käfigen auf dem relativ windgeschützten Achterdeck verteilt. Sichtschutz boten die Container mit dem Reiseproviant, sofern er nicht in den Kühlräumen des Schiffes untergebracht werden musste. Auch die Unterbringung der Pferde und Elefanten wurde letztlich elegant gelöst. Schwierigkeiten hatten wir nur mit den koreanischen Hafenarbeitern, die partout nicht begreifen wollten, dass sie die offenen vierzig Fuß Container (Flats) kopfüber mit dem Boden nach oben auf die unterste, schon an Deck stehenden Exemplare stellen sollten. Mit diesem simplen Trick schafften wir zwei nach allen Seiten offene Ställe. Drei der offenen Seiten wurden anschließend mit Containern zugestellt. Mit der mühevollen Verschiffung der Dickhäuter komplettierten wir die Besatzung unserer Arche Noah. Laut der Schiffspapiere  hatten wir neben der üblichen Containerladung und der Besatzung vierzehn Pfleger und einhundertzwölf Tiere an Bord.
Schon in den ersten Tagen gab es auf der Heimreise nach Hamburg die ersten Ost-Westkontakte. Neben den gemeinsamen Mahlzeiten waren die vielen Tiere natürlich Anlass für Gespräche. Die Zirkusleute wiederum waren interessiert an dem Bordalltag eines Containerschiffes. In unserer Freizeit waren wir gern gesehene Gäste unseres bordeigenen Zoos und es gab Sondervorstellungen bei der Pudeltruppe, den Pferden und den Elefanten.
Dank unseres Kapitäns waren wir schon  bald darüber informiert, dass man dem Käfig der schwarzen Panther und anderen Raubkatzen nicht zu nahe kommen durfte. Nach Katzenart wurde jede Person, die einen gewissen Abstand zu ihrer Behausung nicht einhielt, gezielt mit einer Duftmarke versehen. Bei den unberechenbaren Eisbären hielten wir ohnehin schon respektvollen Abstand. Geradezu langweilig erschienen uns die offensichtlich vor Antritt der Reise gefütterten Krokodile. Hauptattraktion waren ohnehin die Querschiffs in einer Reihe angeketteten Dickhäuter. Die morgendliche Elefantenparade in ihrem geräumigen Stall war den Tieren als Beschäftigungsausgleich nicht ausreichend. Langeweile macht bekanntlich erfinderisch. Als erstes musste die provisorisch verlegte Wasserleitung in Reichweite ihrer Rüssel daran glauben. Dieses unverhoffte Bad setzte anscheinend weitere Energien frei. Mit ihren feinfühligen Rüsseln gingen sie der Beplankung der Container zu Leibe. Bis zum Ende der Reise hatten die sechs Dickhäuter bemerkenswerte Löcher geschaffen. Spaß hatten die Tiere auch daran, hinter dem Rücken des Tierpfleger  das eben verteilte Heu wieder aufzulesen und den letzten in der Reihe damit ein- bzw. zuzudecken. Nur mit Obst und Zuckerstückchen ließen sie sich ablenken. Ohne die gewohnte Bestechung konnte es passieren, dass man mit einem gezielten Wurf eine der Futterrüben ins Kreuz bekam.
Das größte Problem bereitete Mensch und Tier schlechtes Wetter und die damit verbundene Schaukelei. Wobei die Pferde größte Mühe hatten, sich auf den Hufen zu halten. Bei den Elefanten bestand die Gefahr, dass die seitlichen Containerwände irgendwann dem Druck von sechs Schwergewichten nicht mehr standhalten würden. Die Seekrankheit machte auch vor den Vierbeinern nicht halt. So waren wir bemüht Schlechtwettergebiete zu meiden bzw. zu umfahren. In Höhe der Philippinen erwischte uns dann doch der Ausläufer eines tropischen Wirbelsturms. Mensch und Tier überstanden diese Naturgewalten ohne Schaden. Nur unsere Arche Noah hatte zwölf Neuzugänge zu verzeichnen. Die orkanartigen Böen hatten ein Dutzend Greifvögel auf das offene Meer und unser Schiff verschlagen. Mit Hilfe der Zirkusleute wurden die völlig ermatteten Passagiere eingefangen und in einer eilends auf dem Promenadendeck errichteten Voliere untergebracht. Der ohnehin arbeitslose Dompteur der Krokodile übernahm mit viel Geduld die letztlich erfolgreiche Fütterung der Gäste. In der Malakka-Straße in Sichtweite des Festlandes, wurden die aufgepäppelten Greifvögel wieder in die Freiheit entlassen.
Der Rest der Reise verlief in ruhigen Gewässern. Aufregung gab es noch einmal im südlichen Teil des Roten Meeres. Zeigte uns doch einer unserer Gäste Fotoaufnahmen der eintauchenden Wulstbirne (Steven), die er kurz vorher aufgenommen hatte. Eigentlich nichts Aufregendes, wenn da nicht ab und zu eine riesige Flosse unscharf durch das Bild gewischt wäre. Ein gemeinsamer Inspektionsgang machte dann den Verdacht zur Gewissheit. Quer über dem Wulstbug lag ein riesiger Fisch mit gebrochenem Rückgrat. Es wurde eifrig gefilmt und geknipst. Bei einem dann extra vorgenommenen Rückwärtsmanöver rutschte das Tier von der Birne und versank in die Tiefe. Diesem Zwischenfall folgte dann ein tagelanges west-östliches Streitgespräch bei den Mahlzeiten in der Messe, welches mit einer Wette beendet wurde. Die westlichen Vertreter hatten den Riesenfisch eindeutig als Tigerhai identifiziert. Die östlichen Kontrahenten wollten ihn bei den Walen unterbringen. Kurz vor unserem ersten Hafen in England geriet diese Wette in den Hintergrund, weil durch die Geburt eines kleinen Pudels die Anzahl der Tiere in den Ladungspapieren nicht mehr stimmte. Zu genau erinnerten sich die Zirkusleute an den Ärger mit den Zollbehörden auf der winterlichen Hinreise. Hatten doch die Zollbeamten im Stall der Elefanten etliche Flaschen hochprozentigen Wodkas gefunden. Von einer empfindlichen Bestrafung und gleichzeitiger Konfiszierung der entdeckten Konterbande rückten die Behörden erst ab, als zu Rate gezogene Zoologen aus London die Behauptung der Zirkusleute bestätigten. Tatsächlich wurde dem Trinkwasser der Elefanten, zur Anregung des Kreislaufes bei winterlichen Temperaturen, Alkohol beigemischt.
Der Hundenachwuchs ist bei all dem Trubel letztlich nicht aufgefallen.
In Hamburg hieß es dann Abschied nehmen. Die angereisten Politoffiziere konnten trotz aller Überredungsversuche nicht verhindern, dass der Zirkusdirektor Republikflucht beging und  im Westen blieb.
Ach ja, unsere Wette ging unentschieden aus. Bei Hagenbeck stellte man nämlich  anhand des Film- und Fotomaterials fest, dass es sich um einen Walhai gehandelt hatte.

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