Seemanns Lyrik

… und noch ein Gedicht!

Über die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung habe ich ja schon berichtet. Mehr als stiefmütterlich wurden dabei allerdings die Schreiber von Gedichten und Geschichten berücksichtigt. Während der oft langen Seereisen und animierenden Feiern in der Bordgemeinschaft, wurden ab und an diese mehr oder weniger gelungenen Ergüsse verlesen oder als stille Post über den Funker auf den Weg gebracht. Sehr zu meinem Bedauern habe ich viel zu spät damit begonnen, diese „Seemanns – Lyrik“ zu sammeln bzw. aufzubewahren. Die Urheber der hier zu Papier gebrachten Zeilen sind meist unbekannt. Lediglich die Anmerkungen zu einem Tagebucheintrag auf dem MS „Holsatia“ stammen aus meiner Feder.

 

Ein Loblied auf die Stewardessen

In Dunkelheit, in tiefster Nacht
Das Liebesleben stets erwacht
Ob auf dem Wasser, ob zu Lande:
Amor knüpft heimlich Bande,
Und gar nicht anders ist es heut
Bei unsere Firma Hapag-Lloyd.

Da ja nun seit ein paar Jahren
Hier auch Stewardessen fahren,
Ist Amors Reich erweitert worden,
Vom tiefen Süden bis rauf zum Norden.

Ist so ein Weib nun an Bord geraten,
Wird sie gemustert von den Maaten,
Ob Chancen hier bestehen,
Für schnelle „Fünf-Minuten-Ehen“.
Egal ob schlank , egal ob dick,
Ja, auch Draculas Gesellenstück
Ist spätestens bei den Azoren
Als Supertraumgirl auserkoren.

Versucht wird nun mit allen Raffinessen
Zu erobern eine von den Stewardessen,
Die schwere Fullbrass wird getragen,
Zu späten Partys eingeladen,
Auch Freidrinks werden gern spendiert
Und selbst ein Landgang offeriert:
Das alles wird so unternommen,
Um an das Girl heranzukommen.

Doch wieder trügt der Wahrheit Schein,
Wie könnte es auch anders sein,
Denn letzthin sind es viele Freier,
Die das gleiche Girl begeiern

Und keiner kommt so recht zum Ziel.
Für manchen ist es dann zu viel:
Bekommen Depressionen, Liebeskummer
Und heulen wenn sie selbst schon schlummern
Und leiden an gebrochenen Herzen.
Totunglücklich, ach sind das Schmerzen,
Anstatt im nächsten Hafen loszugehen,
Bleibt nun für sie die Welt fast stehen.

Man war verliebt bis über beide Ohren
Und alles ist nun verloren,
Was man erhoffte und erträumte
Und man doch nichts versäumte,
Um dieses Mädchen rumzukriegen
Und dieses Nichts ist jetzt noch nachgeblieben.

Der Traum ist aus, die Liebe weg,
Man sieht, es hat doch keinen Zweck,
Sich Nächte um die Ohren hauen,
Wegen „alter“ Scheuerfrauen.

Fullbrass = Mülleimer

THE MATE

If the ship begins to roll, call the Mate
If the cook runs short of coal, call the Mate
If the Old Man goes to bed,
If you see a squall ahead,
If you need a sounding oft he lead, call the Mate.

If the running lights are out, call the Mate
If your latitude`s in doubt, call the Mate
If the wind begins to howl, if the sailors start to growl,
If the whistle strings get foul, call the Mate.

If you are coming into port, call the Mate,
If the midnight show runs short, call the Mate
If the cargo start to shift, if the workboat goes adrift
If the fog begins to lift, call the Mate.

If you want to drop the hook, call the Mate
If you are looking fort he cook, call the Mate
If you run a light abeam, if the Chief can`t give you steam
If the messboy has no cream, call the Mate.

If you need a crew on deck, call the Mate
If the gangplank is a wreck, call the Mate
If the Captain`s on the blink, if a sling falls in the drink
If you don`t have time to think, call the Mate.

Yes that`s who the sucker is, it`s the Mate
All the griefs are his „ ask the Mate“
And that , the poor old bird, never gets a pleasant word
Thank the Lord I`m just the Agent, not the Mate.

Pòeme recueilli par M. TOUSSAINT.
Lotse von Le Havre/Frankreich

Mate = 1. Offizier/Stellvertreter des Kapitäns

Der Dienstweg

Der Kapitän zum 1. Offizier.:
„Morgen früh um neun ist eine Sonnenfinsternis, etwas was
nicht alle Tage passiert.
Die Männer sollen im Arbeitspäckchen auf dem Achterdeck
antreten, und ich werde ihnen das seltene Naturschauspiel
erklären.
Falls es regnet, werden wir nichts sehen, dann sollen die
Leute in die Mannschaftsmesse gehen.“

Der 1. Offizier zum 2. Offizier.:
„Order vom Kapitän: Morgen früh um neun ist eine Sonnen
finsternis. Wenn es regnet, kann man sie von Deck aus nicht
sehen. Dann findet sie im Arbeitspäckchen in der Mann=
schaftsmesse statt, was nicht alle Tage passiert.“

Der 2. Offizier zum Offiziersanwärter.:
„Morgen früh um neun alle Leute im Arbeitspäckchen zu einer
Sonnenfinsternis in die Mannschaftsmesse. Falls es regnet,
wird der Kapitän Befehl geben an Deck anzutreten, was nicht
alle Tage passiert.“

Der Offiziersanwärter zum Bootsmann.:
„Morgen früh um neun wird der Kapitän im Arbeitspäckchen in
der Mannschaftsmesse die Sonne verfinstern, was nicht alle
Tage passiert. Wenn es regnet, antreten auf dem Achterdeck.“

Der Bootsmann zu den Matrosen.:
„Morgen um neun Sonnenverfinsterung des Kapitäns im Arbeits

päckchen. Wenn es in der Mannschaftsmesse regnet, was nicht
alle Tage passiert, antreten auf dem Achterdeck.“

Matrosen unter sich.:
„Wenn es morgen regnet, wird der Kapitän anscheinend in der
Mannschaftsmesse von der Sonne verfinstert.
Zu dumm, dass so etwas nicht alle Tage passiert.“

Anmerkung zu einer Randbemerkung

Während einer Indonesienreise mit dem MS „Holsatia“ machte der Ausbildungsoffizier K. Langenbuch auf der letzten Seite des ausgedienten Tagebuches den ernst gemeinten Vermerk „Ende des Tagebuches“. Letzteres hat mich damals zu den folgenden Zeilen verleitet:

„Die letzte oder auch unterste schriftliche Bemerkung im Tagebuch Nummer 32, Seite 92 ist je nach Interpretation des Lesers und Betrachters anzuzweifeln oder aber auch zu bejahen! Zweifel sind insofern an der Endgültigkeit der Aussage „Ende des Tagebuches“ angebracht, weil nach
den Wünschen unseres Brötchengebers Hapag-Lloyd – und hinter ihm steht der Gesetzesgeber, der mit erhobenen Zeigefinger auf die entsprechende Vorschrift deutet – dieses wichtige und so gewissenhaft ausgefüllte Dokument in der vorliegenden Form fünf Jahre verwahrt werden muss.
Das Ende ist nach – und Adam Riese sei mein Zeuge – frühestens am 24. Juni 1985 um 24 Uhr für das Tagebuch Nummer 32 zu erwarten. Müßig eigentlich der Hinweis, dass der Aufbewahrungseifer ganzer Generationen von Hapag-Lloyd-Offizieren den Tagebüchern in der Regel ein weitaus längeres Leben beschert und somit das „Ende“ noch um Jahre hinauszögert. Unbedingt kann die Aussage bejaht werden, wenn sich die Bemerkung „Ende des Tagebuches“ auf die auszufüllenden Seiten bezieht und dabei großzügig über die letzte leere Doppelseite hinwegsieht. Man kann tatsächlich mit der größten möglichen Sorgfalt und eventuell angefeuchteten Fingerspitzen blättern – es folgt tatsächlich keine weitere Seite. Trotz größter Skepsis konnte ich mich
am Ende dem „Ende des Tagebuches“ nicht verschließen.“

PS.: „Um dem Bürokratismus auch in Zukunft die Unterstützung und Pflege nicht zu versagen, empfiehlt es sich Anfang und Ende des Tagebuches auch auf der allerletzten Seite mittels einer entsprechend vorgedruckten Zeile dokumentarisch mit Datum und Uhrzeit (MGZ) von mindestens zwei vertrauenswürdigen bzw. vereidigten Personen sowie dem Betriebsratsvorsitzenden abzeichnen zu lassen.“

Zauberinsel Indonesien

Die Insel liegt von ungefähr traumverloren weit im Meer.
Sie wird, wie meist in solchen Fällen, rings umspült von Meereswellen.
Und vom Äquator glühendheiß geküsst, keimt fruchtbar Mais und Reis.
Also wird dadurch bewiesen, dass hier auch Kokospalmen sprießen,
ganz im Gegenteil zu Sachsen, wo nur selten Palmen wachsen.

Palmen, die im Mondlicht blinken und mit ihren Wedeln winken,
wenn vorbei ein Brischen streicht, vom Meer so sanft und leicht.

Ach, die Nacht, so sanft die Sterne ; es wetterleuchtet in der Ferne,
weißer Strand und weiße Muscheln, in die sich kleine Krabben kuscheln.
Einsam am Korallenriff zieht vorbei ein dunkles Schiff;
Ganz fern hört man den Motor tuckeln, leiser schon, vom vielen Schmuggeln.
Die Affen schlafen hoch im Baum, ein Junges hustet noch im Traum;
Der Ochsenfrosch singt mit viel Gemüt sein knarrend lautes Liebeslied,
und Grillen fallen ein, zärtlich zirpend den Refrain.

Doch plötzlich schweigt der Chor ganz jäh, gerade vor dem hohen C.
Vielleicht erschreckt von einem Hai, der am Ufer streicht vorbei?
Kommt vielleicht ganz husch, husch, husch der schwarze Panther
Aus dem Busch, um romantisch noch zu sehen den Mond im Meere untergehen?
Es ist so still, nur aus der Weite klingt leises Gamelangeläut.
Sie tanzen wohl? Ein Mädchen lacht ganz fern in einer Tropennacht.

Weißer Mann mit seinen Sorgen, schläft des Nachts
Und wenn am Morgen vom Lärm der Straße er erwacht,
ist vorbei die Tropennacht.
Nur die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament,
und sie zeigt die Stadt ganz roh dem weißen Manne etwa so:

Große Häuser mit Reklame, Dauerwelle für die Dame,
Lederwaren, Stoffe, Brillen, Salben, Sekt und Abführpillen,
Filme, Fotos, Bücher, Tintenflasche, Rabbeltücher,
Büstenhalter, Armbanduhren, Nagellack, Verjüngungskuren,
Coca-Cola, Transformator, Restaurant und Filmtheater,
Heute zeigt man jugendfrei: “Huren hauen Texasboy“.
Auf Plakat liegt eine fesche Filmstatue in Unterwäsche,
denn sie mimt in diesem Spiel Texasboy mit Sexappeal.
Und die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament.

Hafen, Dampfer, Schiffe, Kähne, Brücken, Taus und Ladekräne,
Gasbehälter und Tavernen, Kirche, Schule und Hütten;
Tabarin, die „Rote Bar“, Feuerwehr und Pissoir.
Um die Ecke speziell für weiße Männer ein Bordell,
Hier sind Weiber aller Rassen auszuziehen und anzufassen.
Vor dem Haus sitzt allein ein Bettler ohne Arm und Bein.
Und die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament.

Bunte Straßen, schmale Gassen, alles voller Menschenmassen.
Großes Kaufhaus, Eiskaffee, Büros, Gefängnis und Moschee.
Und dort drüben – go to hell – steht schon wieder ein Bordell.
All dieses aber ist gewissermaßen ein Gerüst.

Dazwischen steht verteilt, inmitten Buden, Wäsche, Bambushütten,
Palmen, Wanzen, Apfelsinen, leichten Mädchen und Rosinen,
Leitungsmasten und Baracken, Mist, Puffs und Kakerlaken,
Pferdewagen, Ochsenkarren, Rikschas in enormen Scharen,
Eisenbahn alten Schienen und viel Luxuslimousinen.
Und die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament.

Straßensänger, zahme Affen. Kinder, die Zigarren paffen,
Kulis treiben im Zylinder durch die Straßen Schlachthofrinder.
Ein Beamter trägt umher seine Aktentasche leer.
Weiber stehen im Karree, blasen für die Heilsarmee,
und dort drüben – go to hell – steht schon wieder ein Bordell.

Bettler, Gammler und Moskitos, Sektenmann mit seinem Mythos,
dicke Frau aus Europa – in der Gosse liegt ein Opa,
rote Fez, blaue Schleier, einer tanzt auf einer Feier,
und die Tropensonne brennt heiß herab von Firmament.

Schlanke Inder, sehr apart, mit weißem Turban, schwarzem Bart,
trachten mit sehr treuen Zügen die Touristen zu betrügen.
Doch die Chinesen, auf die Dauer, sind wahrscheinlich etwas schlauer,
wenn sie mit geschlitzten Augen trachten and‘re auszusaugen.
Ihrerseits sind die Chinesen meist Verlierer noch gewesen,
beim Verhandeln und Palavern, mit gerissenen Arabern.
Doch ein Araber mit Fez unterliegt im Handel stets,
Einmal mehr oder einmal weniger, dem gefürchteten Armenier.
Manchmal gibt es auch Touristen, die Armenier überlisten.
Somit, zwischen Gelb, Braun, Weiß, schließt sich dann der Handelskreis.
Und die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament.

Gleich am Eingang vom Basar liegt ein leprakrankes Paar.
Infernalischer Gestank brütet über jedem Gang.
Alles quillt und alles wimmelt, Fische, welche halb verschimmelt,
rohes Fleisch mit tausend Fliegen, lebend aufgehängte Ziegen,
Blechkanister, alte Hosen, Nägel, Kämme, Deckel, Dosen,
Räder, Reifen, Papageien, Affen, die nach Urwald schreien,
Muscheln, Messer, Zigaretten, zahme Flöhe, alte Betten,
Vasen, Zähne, Mädchenhaare, Nashornpulver und Pessare;
und zum heimlichen Erbauen, Fotos auch von nackten Frauen.
Tote Hühner, weiße Mäuse, graue Salbe gegen Läuse,
Altpapier und Pferdeleichen, Knochen, Häute und dergleichen.
Wie sie tasten und versuchen, reden, schreien, rufen, fluchen,
wie sie schwänzeln, wie sie schnattern, Köpfe wackeln, Hände flattern.
Jedermann verkauft bewusst, wie sie sagen, mit Verlust.
Und die Tropensonne brennt herab vom Firmament.

Blinde liegen bleich im Schatten, über Kinder laufen Ratten,
Krüppel schlagen sich zu Klumpen, halbverfallne Luderlumpen,
alte Hunde, die verdurstet, werden nebenan verwurstet.
Spieler, die auf Matten legen, Kuliweib beim Kinderkriegen,
Knaben schlagen einen Inder, Nutten quälen ihre Kinder,
werden aber kurz entschlossen in den Leib geschossen.
Und daneben – go to hell – steht schon wieder ein Bordell.
Hier jagt man nach Taschendieben, dort wird etwas abgetrieben.
Und die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament.

Lustmord, Raub und Überfall, Orgie im Ziegenstall,
Gangster schlägt mit Kaffeetopf `nem Passanten auf den Kopf,
alter Lustgreis streichelt froh, junges Mädchen am Popo,
Laster, Notzucht und Verbrechen, Diebstahl , Mord und Messerstechen.
Und die Ordnungspolizei steht gelassen nebenbei.
Diese jedoch ist hauptsächlich und auch sonst durchaus bestechlich.
Strammes Weib mit schwarzer Mähne putzt im Fluß sich die Zähne.
Am Ufer lässt in Intervallen hockend jemand etwas fallen,
im Fluß baden, indem er dieses tut, drei nackte Frauen nur mit Hut.
Und die Tropensonne brennt heiß herab vom Firmament.

Weißer Mann, so schön, so süß ist dein Inselparadies

Rabbeltuch = Sackleinen auf großen Rollen (wird an Bord der Schiffe u.a. zur Separation
der Ladung benutzt)

Vierzehn goldene Regeln für den modern denkenden Nautiker

1. Warte mit dem Ausweichen bis zuletzt, zeigt dem Gegner, dass du keine Angst hast

2. Beim Ausweichen komme häufig auf den alten Kurs bis auf einen Grad zurück, das macht den Gegner sicher.

3.Manöver“ des letzte Augenblicks“ lasse nur den anderen fahren, nur so bleibst du auf der Kurslinie.

4. Überhole so dicht wie möglich, es könnte ein Bekannter an Bord sein.

5. Passiere Fischer möglichst dicht. Sie sind dankbar für jeden in das Netz gescheuchten Fisch.

6. Vertausche die Seitenlaternen, du wirst dich über das Verhalten der anderen Fahrzeuge amüsieren. Es verschönt die Wache.

7. Nächtliche „Voll zurück – Manöver“ bei guter Sicht zeigen dem Kapitän deine Selbstständigkeit.

8. Benutze bei Nebel nie das Radargerät, es würde mangelnden Mut beweisen.

9. Exakte Ruderkommandos verdummen den Nachwuchs, lass sie denken lernen.

10. Peile grundsätzlich nur ein Feuer oder eine Landmarke zur Zeit. Du könntest innerhalb der Kurslinie stehen.

11. Bestimme den Chronometerstand , die Funkbeschickung und die Abweichung des Kompasses nicht öfter als einmal monatlich. Unsicherheit im Schiffsort geben Anlass zu kleinen Wetten.

12. Blende nie sämtliche vorausscheinenden Lichter ab, sie zeugen von
Gesellschaftlichem Leben an Bord.

13. Lass den Alten deine Wachsamkeit merken. Trage während der nächtlichen Brückenwache grobes Schuhzeug.

14. Korrigiere häufig die Lotsen, es zeigt, dass du kein Anfänger bist.

Seemannspflicht

Was nichtweiter taugt auf Erden

kann zuletzt noch Seemann werden.

Und was hierzu nichts mehr taugt

wird als Schauermann verbraucht.

Traurig wir die Häupter senken

der Teufel soll den Dichter henken,

der mit diesem Vers oh Schmach

spottet uns`rer Müh und Plag.

Damit endlich herrsche Klarheit

sollt erfahren Ihr die Wahrheit.

Fährt auf weitem Weltenmeer

stolz ein deutsches Schiff umher,

tut mit eisernem Gesicht

ein jeder Seemann seine Pflicht.

Auf des Schiff´s Kommandobrücke

spähend rings wie Adlerblicke,

eisern steht der Kapitän.

Schwarz die Nacht, nichts kann er sehn,

doch er trotzt der Finsternis,

weils nun mal so üblich ist.

Blitze zucken, Donner grollen

und der Pott fängt an zu rollen

und es heult des Sturmwind´s Klage,

in der Masten Takelage.

Alles muss er schnell bedenken,

um den alten Kahn zu lenken.

Ohne Essen, ohne Schlafen

bis das Schiff im sich´ren Hafen,

tut mit eisernem Gesicht

stets der Alte seine Pflicht.

In der Mitte der Maschine,

fauchend dreht sich die Turbine.

Heizer, schwarz auf allen Vieren,

wischen, pützen, schmirgeln, schmieren.

Und den Chief mit stillem Grauen

sieht man auf die Tafeln schauen.

Kummervoll grad wie im Grab,

liest den Ölverbrauch er ab.

Doch mit eisernen Gesicht

tut der Seemann seine Pflicht.

In der Küche, welch Vergnügen

sieht man Pött und Pannen fliegen.

Oberkoch, vor Schmerzen stumm,

fischt in dem Bouillontopf rum,

wo der Wind, wie das so geht

ein Stück Fleisch hinein geweht.

Auch der Topf mit Dauersoße

schwimmt schon draußen in der Gosse.

Jammernd schreit der Mannschaftskoch:

„Reichen soll´s bis Hamburg noch“

Doch mit eisernen Gesicht

tut der Seemann seine Pflicht.

In dem Deck der Passagiere

klirrt Geschirr und knallt die Türe,

Porzellan hört man krachen

und  an Deck da schwimmen Lachen.

Doch der Menschheit ganzer Jammer

offenbart sich in der Kammer.

„Steward“ ruft es hier und dort

und er saust von Ort zu Ort,

selbst ganz grün im Angesicht,

übel werden darf ihm nicht.

Flüstert er im süßen Ton,

dass die Sonne scheine schon,

dass das Wetter besser werde.

Fischt derweil von der Erde

das Menü der letzten Wochen,

halb verdaut vermischt mit Knochen.

Ist die Arbeit dann getan,

fängt´s von vorne wieder an.

Doch mit eisernem Gesicht

tut der Seemann seine Pflicht.

Wüst das Deck, in Wasserschwaden

kann man bis zum Halse baden.

Zimmer-, Bootsleut und Matrosen,

aufgekrempelt ihre Hosen,

dichten Luken, ziehen Stricke,

laschen dort noch ein paar Stücke.

Eisern, fest hält ihre Faust,

wenn ein Brecher kommt gerauscht,

ab und zu ein grober Scherz,

zeigt des Seemanns goldnes Herz.

Doch mit eisernem Gesicht

tut der Seemann seine Pflicht.

Ist das Schiff im sich´ren Hafen,

kann der Seemann auch nicht schlafen,

er muss putzen, waschen und scheuern,

um den Dampfer zu erneuern.

Abends geht es Hand in Hand

an das fremde Land,

sich die Schönheit anzuseh´n,

in den Bars und den Museen.

Wird es in den Straßen dunkel,

lockt der Tanzbar Lichtgefunkel.

Ach wie ist er zu bedauern,

tausend Teufel auf ihn lauern,

üppig oder schlank die Glieder,

weißer Nacken buntes Mieder,

Ros´ge Arme ihn umfangen,

aus den Augen spricht Verlangen.

Augen, die wie Kohle brennen,

Mädchen ihm entgegenrennen.

Lachend spricht ihr roter Mund:“Du Schlimmer,

komm ins kleine Hinterzimmer,“

und mit eisernem Gesicht

sagt er: „Nein, das tu ich nicht“

unbekannter Verfasser, von einem Funker aus dem Äther gefischt.

The Shipping Business As A Real Business

A  Captain is said to be a man who knows

a great deal about very little, and who goes

along knowing mor and more about less

and less – until finally he knows practically

everything about nothing.

An engineer on the other hand, is a man

who knows very little about a great deal and

keeps on knowing less and less about more

and more –  until finally he knows practically

nothing about everything.

An agent starts out knowing practically

everything about everything – but ends up

knowing nothing about anything due to his

association with Captains and Engineers.

Gemixt Koffecy

A New York coffee company sent  a shipment to Hamburg, Germany .

En route the rates cut the coffee bags open, nested in the coffee,

and damaged the shipment; however, the shipping concern sewed

the bags up and sent them on to their destination. In a week or

two the New York company received the following letter:

113, Alster Arkaden

Hamburg / Germany

James Coffee Company

214 E.  142  Street

New York, N.Y.,  USA

Schentlements

Der last tu packagages of Koffee ve got frum you war mit ratt

schidt gemixt. Der Koffee may be guttenuf, but der ratt schidt

schpoils der trade ve got.

Ve did not see der ratt schidt in der zambles which you send

before to us. It has taken too much time to pik der ratt schidt

fro der koffee oudt. Ve order from you der kleen koffee and

you schipt schidt gemixt koffee. It was a mischtake , yes? O no?

Ve like you to schipp us der koffee in one sack, und in von

odder sack der ratt schidt, den ve gemixt, to sute der kostomer.

Von´t you rite blease, if vbe shud schipp back der schidt and

keep der koffee or keep der schidt and schipp back der koffee,

or doyou vant ve to schipp bak der hole schidten vorks.

Ve vant to do vat iss ridt in dis madder, but ve don´t like diz

ratt schidt bizziness.

Mit much respects

P. Friedrich Daddeldu

Schreiben eines Kapitäns an seine Reederei in Hamburg

Sehr geehrte Herren,

mit Bedauern und in Eile schreibe ich Ihnen diesen Brief. Mit Bedauer deswegen, weil ein kleines Missverständnis zu den im folgenden aufgeführten Umständen führte, und in Eile, um sicherzustellen, dass Sie diesen Bericht noch vor dem Zeitpunkt erhalten, an dem Sie sich Ihre eigene vorgefasste Meinung über die Angelegenheit aus den Berichten der Weltpresse, von der ich sicher bin, dass sie dazu neigt, die Affäre zu überdramatisieren, bilden werden.

Wir hatten gerade eben den Lotsen aufgenommen und der nautische Assistent war gerade vom Austauschen der Flagge G (benötige einen Lotsen) durch die Flagge H (habe Lotsen an Bord) zurückgekehrt. Es war seine erste Reise, und er hatte daher Schwierigkeiten, die Flagge G aufzurollen. Ich entschloss mich daher, ihm zu zeigen, wie man so etwas macht. Und als ich zum letzten Teil gekommen war, sagte ich ihm : „Lass fallen.“ Der Bursche, obwohl willig. Ist nicht allzu intelligent, und es wurde daher nötig, dass ich meine Anweisung in einem schärferen Ton wiederholte.

In diesem Moment erschien der erste Offizier aus dem Kartenraum, in dem er die Durchschnittsgeschwindigkeit des Schiffes errechnet hatte, und dachte, dass sich diese Anweisung auf die Anker bezog und wiederholte über Lautsprecher dem dritten Offizier auf der Back gegenüber: „Lass fallen.“ Der Backbordanker, der klar gemacht worden war, aber noch nicht aus der Klüse gefiert war, wurde prompt fallengelassen. Die Wirkung des fallenden Ankers aus der Klüse, während sich das Schiff noch mit voller Reviergeschwindigkeit bewegte, war zu groß für die Ankerspillbremse, und die gesamte Kettenlänge des Backbordankers wurde komplett herausgerissen. Ich befürchte, dass der Schaden am Kettenkasten und am Spill nicht unbeträchtlich sein könnte. Der Bremseffekt des Ankers ließ das Schiff nach Backbord ausscheren, geradewegs in Richtung der Klappbrücke, die als Seitenbegrenzung des Flusses, auf dem wir uns vorwärts bewegten, anzusehen ist.

Der Brückenwärter zeigte große Geistesgegenwart, indem er augenblicklich die Brücke für mein Schiff öffnete. Unglücklicherweise dachte er nicht daran, die Brückenampel auf Rot zu schalten. Das Resultat war, dass die Brücke teilweise geöffnet war und ein  Volkswagen, zwei Fahrräder und ein Viehtransporter auf dem Vorschiff landeten.

Meine Mannschaft sammelte augenblicklich den Inhalt des Transporters zusammen, von dem ich, den Geräuschen nach zu urteilen, sagen würde, dass es Schweine waren. In seinem Bemühen, die Vorwärtsbewegung des Schiffes aufzuhalten, ließ der dritte Offizier den Steuerbordanker fallen. Viel zu spät, um noch wirksam zu werden, da dieser direkt auf den Kontrollraum des Brückenwärters fiel.

Nachdem der Backbordanker gefallen war, und das Schiff andrehte, legte ich den Maschinentelegrafen zweimal auf volle Kraft zurück und rief den Maschinenraum an und gab die Anweisung auf äußerste Rückwärtsumdrehungen. Ich wurde von dort darüber informiert, dass die Wassertemperatur 11.5 Grad betrüge und gleichzeitig gefragt, ob abends ein Film in der Messe gezeigt werden würde. Meine Antwort hierauf würde keinen konstruktiven Beitrag zu diesem Bericht liefern.

Bis jetzt habe ich meinen Bericht auf die Aktivitäten auf dem Vorschiff meines Schiffes beschränkt. Achtern hatte man seine eigenen Probleme. In dem Augenblick, als der Backbordanker fallengelassen wurde, beaufsichtigte der zweite Offizier das Festmachen des Achterschleppers, auf den gerade die Festmacherleine gefiert wurde.

Der plötzliche Bremseffekt des Backbordankers ließ den Schlepper unter das Heck meines Schiffes laufen, und zwar gerade in dem Augenblick, als die Schraube auf meine Anweisung“ Volle Kraft zurück“ reagierte. Das blitzartige Belegen der Schleppleine durch den zweiten Offizier verzögerte den Untergang des Schleppers für einige Minuten, die eine sichere Abbergung der Mannschaft des Schleppers ermöglichten.

Es ist eigenartig, aber in demselben Augenblick, als der Backboranker fallengelassen wurde, gab es an Land einen Kurzschluss. Die Tatsache, dass wir gerade über ein Kabelgebiet fuhren, lässt mich vermuten, dass wir irgendetwas auf dem Flussbett berührt haben könnten. Glücklicherweise waren die Hochspannungskabel, die durch den Vormast heruntergeholt wurden, nicht aktiv. Möglicherweise sind sie gerade durch das Unterwasserkabel ersetzt worden. Da es an Land stockdunkel war, ist es mir unmöglich, Ihnen zu sagen, wohin der Hochspannungsmast gefallen ist.

Die Reaktionen und das Betragen von Fremden in den Augenblicken von kleinen Krisen erstaunen mich immer wieder. Der Lotse z.B. hat sich in der Ecke meiner Tageskabine verkrochen, summt gelegentlich vor sich hin und heult, nachdem er eine Flasche Gin in einem Zug geleert hat, die es wert wäre, in das Guiness-Buch der Rekorde eingetragen zu werden. Der Schlepperkapitän auf der anderen Seite reagierte gewalttätig und musste vom Steward mit Gewalt zurückgehalten werden, indem jener ihm Handschellen anlegte und ihn in das Schiffshospital beförderte, wo er mir und dem Schiff die unmöglichsten Dinge androhte.

Ich füge diesem Schreiben die Namen und Adressender Fahrer und der Versicherungsgesellschaften der Fahrzeuge auf meinem Vorschiff bei, welche der dritte Offizier eingesammelt hat, nachdem er sich schnellstens von der Back entfernt hatte. Diese Unterlagen werden es Ihnen ermöglichen, den Schaden, den sie an den Relingsstützen und an der Luke Nr. 1 anrichteten, zu reklamieren.

Ich beende nun diesen vorläufigen Bericht, da es mir schwerfällt, mich bei dem Heulen der Sirenen und den Blaulichtern der Polizei – und Unfallwagen zu konzentrieren.

Es ist wirklich traurig, wenn man bedenkt, dass, hätte der nautische Offiziersassistent bemerkt, dass man nach Einbruch der Dunkelheit keine Lotsenflagge mehr zu setzen braucht, nichts von allem passiert wäre.

Dem wöchentlichen Rechenschaftsbericht werde ich die Verletztenanzahl von  T/66207 bis T/66305 ausführlich beifügen.

Mit Ergebenheit

Master

Dieser originelle Brief wurde durch Herrn Schnibben wahrscheinlich an die Redaktion  der Halo Bordzeitung überreicht. Eventuell ist er auch der Verfasser.

Die 28. Reise

Nachdem Ihr fürstlich seid gelabt,

Ihr sicher etwas Zeit nun habt,

um brav zu lauschen dem Bericht

von dieser Reise – kurz und schlicht.

Am achtundzwanzigsten August –

prall voller Unternehmungslust –

mit Sack und Pack sich schifften ein

an Bord von M/S „Schwabenstein“

sechs Passagiere – Mann und Weib –

zu reisen so zum Zeitvertreib.

In die Kabinen fünf und drei,

getrennt wegen der Schnarcherei ,

zogen alle One-way-Gäste ein

Frau Westmann und ihr Peterlein.

Verschieden waren ihre Ziele,

Peru zog sie, er wollt` nach Chile.

Sodann ward die Kabine acht

für Graba`s Wilhelm aufgemacht.

Nach vierzig schweren Hapag-Jahren

sollt` er nun `mal gemütlich fahren

Mit bess`rer Hälfte – ei der Daus –

die früher immer blieb zu Haus.

Zuletzt das Fallreep wurd`erklommen

von zwei`n aus Luxemburg gekommen,

jedoch ganz waschechte Berliner,

der Georg und die Ursel Grüner.

Um hin – und auch zurückzufahren

sie fleißig mussten für den Urlaub sparen.

Kaum hat man sich schön eingerichtet,

da wird der Anker schon gelichtet.

Am Nachmittag die Fahrt beginnt.

Sehr schnell wir durch die Schleuse sind,

sodann die Schelde wir durchpflügen,

sehr viele schon im Bette liegen.

Nachdem passiert Calais und Dover,

the Channel – Manche – Kanal – is over.

Das Festland ist bald außer Sicht.

Der große Teich, man kennt ihn nicht,

mit klitzekleinen Wogelein

und dazu hellem Sonnenschein.

Mit Freude wird dann aufgenommen,

um besser in Kontakt zu kommen,

die Einladung zu einer Sause

mit Whisky viel und wenig Brause.

Der Ozean ward überquert,

da hat ein Zufall uns beschert,

dass auf dem Peildeck wir entdeckt

Jeanette Meyer ganz versteckt.

Die frau vom Zweiten – knapp betucht –

da oben Sonnenbräune sucht.

Nachdem der Panama passiert,

der Pazifik uns nun besticht.

Die Küste ändert ihr Gesicht.

Der Urwald weicht dem Einerlei

einer sehr öden Wüstenei,

die Kordillere ist genannt.

Viel Steine gibt’s und noch mehr Sand.

Herr Neptun ist an Bord gekommen,

hat von dem Schiff Besitz genommen

und stellt dann voll Bestürzung fest:

fünf Leuten fehlt das Tauf- Attest.

Gereinigt kriegt ein jeder dann

die Urkunde vom Wassermann.

Von Prozedur arg mitgenommen

ein Schälchen Sekt ist uns willkommen.

Bevor ins Meer er wieder steigt,

ist Neptun gar nicht abgeneigt,

einige Pisco`s  mitzuschlürfen

( bei seiner frau wird er`s nicht dürfen ).

The nineteenth oft he month september

In Chile is „Day of remember“.

Wir geh`n in Arica an Land,

wo dann geschieht so allerhand.

Von den verschiedenen Geschichten

will ich nur eine hier berichten.

An allen Häusern Fahnen baumeln,

das Volk sich langsam tut versammeln,

um auf der großen Promenade

mitzuerleben `ne Parade.

Viel Uniformen, Orden, Litzen

sieht  man auf der Tribüne blitzen.

In der ersten Reihe aber steh`n

der Chief, der Erste und Kap`tän.

Die Drei von MS „Schwabenstein“

kamen so in die Zeitung rein.

In Valpo musst geschieden sein

vom Pferd und Westmanns Peterlein.

Zwei neue Gäste wir bekamen,

von „three“ and „five“ Besitz sie nahmen;

ein junges Paar – Lucy and Rick -,

die uns begleiten nun zurück.

Zu nennen sind, bevor ich ende,

die Bars, die manchmal sprechen Bände.

Anita`s Ranch, ein doller Schuppen

mit ein paar Schokoladenpuppen,

die manchmal nur im Dunk`len schön,

bei Tageslicht nicht anzuseh`n.

In Valpo zieht bei Tag und Nacht

die Rolandbar mit aller Macht,

wo man sein eigenes Wort nicht hört,

was aber niemanden dort stört.

Und  flaschenweise fließt der Rum.

Zum Schluss fällt mancher Seemann um.

Einsame Spitze bleibt allein

das Nest der Königskinderlein.

In Buena ist`s die Bamboo – Bar.

Vom Schiff ein jeder dort schon war.

Bevor non-stop es geht nach Haus,

tobt Mann sich da noch einmal aus.

Es gäbe wohl noch viel zu sagen,

besonders von den Landgangstagen

und dass der Swimmingpool tat fehlen.

Doch trotzdem woll`n wir nicht verhehlen:

Die Reise war, Ihr glaubt es kaum,

wie ein  erfüllter Kindertraum.

Es hat uns wirklich sehr gefallen,

und deshalb danken wir Euch allen.

Nun hebt die Gläser, stimmt mit ein:

Ein Hoch auf MS „Schwabenstein“,

Herr`n Käpt`n Behrens und seiner Crew

rufen ein frohes „Prosit“ wir zu.

Dieser Dank in Gedichtform wurde offensichtlich von einem Rundreisepassagier verfasst.

August Lloyd Todesanzeige

The rule of the road – Aids to  Memory

1. Two Steam Ships meeting
When both sides lights you see ahead
starbord your helm and show your RED

2. Two Steam ships passing
GREEN to GREEN or RED to RED
Perfect safety – go ahead

3. Two Steam Ships crossing:
If to Your starbord RED appear
It is your duty to keep clear
to act as judgment says is proper
to Port or Starbord – Back – or stop her
But when upon Your port is seen
A Steamer’s Starbord light of GREEN
There is not so much to do for You
For GREEN to port keeps clear of you.

4. All ships must keep a good lookout
Both in safety and in doubt
allways keep a good lookout
in danger with no room to turn
Ease her, stop her, go astern.

(Tait’s seamanship von 1907)

Notizen ( Sprüche, Gedichte und Weisheiten ) aus meinem mittlerweile ausrangierten Adressbuch

Seemannslyrik

Haut`s vom Tisch den Sechserpack,
ist raue See im Skagerrak.
Seemannslyrik
Aufgewacht mit dickem Schädel,
neben ihm ein fremdes Mädel.
Geld versoffen, Uhr ist weg,
unter’m Fingernagel Kneipendreck.
Tief im Herzen Trippersorgen,
das ist des Seemanns Montag Morgen.

Mark Twain

Kein Breitengrad, der nicht dächte,
er wäre Äquator geworden, wenn alles
mit rechten Dingen zugegangen wäre

Rene Descortes

Nichts ist auf der Welt so gerecht verteilt
wie der Verstand, denn jedermann ist davon überzeugt,
dass er genug davon habe.

Mascha Koliko

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
nur der Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich tot entlang.
Und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr,
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt; den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

Mane’s Sperber

Nur Narren bleiben ein Leben lang
untröstliche Witwer der verlorenen Illusion

C. Goll

Man muss Abstand wahren und sich
die Freiheit zur Kritik erhalten

Oscar Pahl

So an ein Gästebuch gezerrt
spürt man Verdruss.
Man fühlt sich ins Klo gesperrt
obwohl man gar nicht muss

W. Busch

Wenn alles sitzen bliebe
was wir in Hass und Liebe
so voneinander schwatzen;
Wenn Lügen Haare wären,
wir wären rauh wie Bären
und hätten keine Glatzen

Aus Japan

Je höher der Baum
desto neidischer der Wind

Theodor Storm

Was du immer je kannst werden
Arbeit scheue nicht und Wachen
Aber hüte Deine Seele,
vor dem Karriere machen

Unbekannt

Streite niemals mit einem Idioten.
Er würde dich auf sein Niveau bringen
und dann mit Erfahrung schlagen

Die Shadoks

Alles was sich bewegt wird gegrüßt,
der Rest wird angemalt

Zarko Petan

Mit leeren Kopf
nickt sich leichter

Aus Polen

Denkmäler sind meistens innen hohl

Aus Arabien

Das erste Kamel einer Karawane
hält alle auf, das letzte
erhält die Prügel

Andre Gide

Man entdeckt keine neuen Erdteile,
ohne den Mut zu haben,
alte Küsten aus den Augen zu verlieren

H. Heine

Die Eidechsen haben mir erzählt,
es gebe eine Sage unter den Steinen,
dass Gott einst Stein werden wolle,
um sie aus ihrer Starrheit zu erlösen

W. von der Vogelweide

Das Volk ist dumm,
das macht der Kohl
er bläht nur unterm Schurze
den Kopf hingegen lässt er hohl
so herrscht im Reich, ich sag zum Wohl
politisches Gefurze

Unbekannter Poet während der Studentenunruhen

Die Gans erwacht im fremden Forst
und liegt in einem Adlerhorst.
Sie schaut sich um und sagt betroffen
mein lieber Schwan
war ich besoffen

Immanuel Kant

Das Vorurteil ist recht für den Menschen gemacht,
es tut der Bequemlichkeit und der Eigenliebe Vorschub,
zweien Eigenschaften, die man nicht ohne die Menschheit
ablegt.

Mark Twain

Man muss die Tatsachen sehr genau kennen,
bevor man sie verdrehen kann

Unbekannt

Der Gonokokkus sitzt und lauscht
wie der Urin vorüberrauscht

Francois de La Rochefoucauld

Es gehört Charakter dazu,
sich keiner Selbsttäuschung hinzugeben

G. Gras

Die wahren Terroristen tragen Nadelstreifen,
sitzen in Chefetagen und scheuen sich nicht,
eine Flick-Politik fortzusetzen,
die vor 1933 ihren Anfang nahm

 

The rule of the road

Aids to  Memory

1. Two Steam Ships meeting

 When both sides lights you see ahead

starbord your helm and show your RED

2.Two Steam ships passing

GREEN to GREEN or RED to RED

perfect safety – go ahead

3. Two Steam Ships crossing:

if to Your starbord RED appear

it is your duty to keep clear

to act as judgment says is proper

to Port or Starbord – Back – or stop her

but when upon Your port is seen

a Steamer’s Starbord light of GREEN

there is not so much to do for You

for GREEN to port keeps clear of you.

4. All ships must keep a good lookout

both in safety and in doubt

allways keep a good lookout

in danger with no room to turn

ease her, stop her, go astern

 

Lyrische Gedanken mit der M/S „Heilbronn“ im Golf von Mexiko auf dem Weg nach Lake Charles US Staat Louisiana

von Werner Thicke

Hinaus auf’s Meer

Meeresrauschen – Möwen schreien,
Wellen brechen sich am Strand.
Heftig fegt von Nord herüber
Sturm über die Waterkant.

Der Dünengräser wilder Tanz
erzwingt mit Macht der Blanke Hans.
Selbst noch bei Sturm und Brandungsbrausen,
zieht’s dich aufs Meer, zieht’s dich nach draußen.

Schlägt auch der Wind die Meeresgischt,
dir schwer und salzig ins Gesicht,
hörst du die Schiffsmast Melodei,
hölzern und knarrend nebenbei.

Klopft an des Kajüte dann,
der rotschopfige Klabautermann,
weist auf das Elmsfeuer am Mast per Hand,
dann hast du die Blitzgefahr erkannt.

Und liegt das Schiff erst hart am Wind,
dann denkst auch du an Frau und Kind.
Selbst wenn die Sehnsucht du verdrängst,
du stets an dein Zuhause denkst.

Liebt auch dein Herz der Heimat Sterne,
folgst du den Ruf des Meeres gerne,
und dieser Zwiespalt trifft dich schwer,
denn du willst raus – hinaus auf’s Meer.

 

Hapag Lloyd Karikatur


The Second Officier

 

Die oft nicht seefesten Meteorologen auf den Fischereischutzbooten mussten täglich zwei Wetterberichte für die Fischereiflotte absetzen
(Zeichnung und Kommentar von Wilfrid Scharfe)

Willi

 

Von meinem alten Freund und Mitstreiter Wilfrid Scharfe aus Barnstorf