Abmusterung und Heimkehr
Je nach Reiseroute und Einsatzdauer stand ich bei Abmusterung immer wieder vor dem Problem, die erstandenen Einkäufe und Andenken zur heimatlichen Insel zu schaffen. Bei der anfallenden Menge und den Abmessungen einiger Mitbringsel kamen die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn erst gar nicht in die engere Auswahl. Letztendlich musste fast immer der eigene fahrbare Untersatz herhalten, der zur Ankunft des Schiffes von Freunden oder Familienangehörigen nach Hamburg oder Bremen chauffiert wurde. Eine weitere Möglichkeit ergab sich durch die relativ langen Liegezeiten der Stückgutschiffe in Rotterdam oder Amsterdam. Mit Einwilligung der Schiffsleitung ging es während der Liegezeit per Bahn und Bus in Richtung Norddeich. Dort stand, dank der Hilfe der Familie bzw. guter Freunde, das eigene Auto für die Rückfahrt nach Rotterdam bzw. Amsterdam schon bereit. Allerdings war dies ein kostspieliges Unterfangen. Neben den Reise – und Benzinkosten kamen noch die üblichen Bestechungsgelder für die holländischen Kranführer hinzu, die den PKW auf den gewünschten Stellplatz an Deck oder in den Laderaum des Schiffs stellen sollten. Bequem war es aber allemal. So konnte man doch auf der Reise in heimatliche Gefilde in aller Ruhe private Habseligkeiten und besagte Mitbringsel verstauen. Im Eifer des Gefechts vergisst man bei den vielfältigen und verführerischen Warenangeboten in den Städten der Welt allzu oft die doch sehr begrenzte Kapazität eines heimatlichen VW-Käfers. Selbst der Ausbau der Rückbank ist dabei nicht immer eine Lösung. Kapituliert habe ich, wenn ich mich recht erinnere, nur zweimal. Bei mehr als ein Dutzend Steuerräder in verschiedenen Größen, habe ich mich als Ladungsoffizier bei dem Staufaktor wohl völlig verhauen. Das sperrige Dekor für Hausbars und Kneipen musste ich demzufolge notgedrungen bei meinem alten Freund Peter in Hamburg zwischenlagern. Unter dem Strich war diese Geschäftsidee wenig lukrativ und wurde von mir schnell wieder verworfen. Ähnlich erging es mir mit gut einem Dutzend Bulleyes, die ich auf einer Abwrackwerft in Kaohsiung/Taiwan erworben hatte. Bei dieser Aktion spielte mir das enorme Gewicht einen Streich, so hatten die Werftarbeiter die Bullaugen mit recht viel „Schiff“ rausgeschnitten. Bei diesem Fehleinkauf richtete ich bei einem Kollegen in Bremen ein Zwischenlager ein. Der ohnehin schmale Gewinn wurde durch die zusätzlichen Benzinkosten leider vollends geschluckt.
Die Mitnahme des eigenen Autos während der Küstenreisen zwischen den nordeuropäischen Häfen wurde mit dem Erscheinen der ersten Blechbüchsen, den heutigen Containern, und dem Verschwinden der Stückgutschiffe ad acta gelegt. Die Liegezeiten verkürzten sich drastisch und dies erlaubte keine Auto-hol-Aktionen mehr. Zudem waren Lade – bzw. Löschaktionen von Privatfahrzeugen mit Containerbrücken kostspielig und nicht erlaubt. Ich selber hatte von dieser Art Unternehmungen allerdings schon Jahre vorher Abstand genommen. So war es im Bremer Überseehafen, dass statt des Löschens der Ladung und meines Käfers das Schiff zu Reparaturarbeiten direkt längsseits eines der riesigen Schwimmdocks der AG – Weser vertäut wurde. Die Ladung wurde neben den anlaufenden Reparaturen per Schwimmkran gelöscht. Als letzter Fremdkörper stand mein geliebter Käfer an Deck. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, bis ich den Kranführer von Dock 1 dazu überreden konnte, meinen fahrbaren Untersatz in das völlig leere Schwimmdock zu setzen. Weitere Überredungskünste und einige Flaschen Hochprozentiges kostete es, den Kranführer von Schwimmdock 2 zu aktivieren, um den VW aus Dock 1 über Dock 2 an Land zu setzen. Bei all der Hektik habe ich es leider versäumt, diese einmalige Situation per Foto zu dokumentieren. Der winzige rote Käfer in dem riesigen Schwimmdock wäre eine einmalige Werbung für den VW-Konzern gewesen. Vielleicht hätte ich damit einen Teil meiner Kosten decken können.
Um die Transportmöglichkeiten zu erweitern, war die Anschaffung eines Dachgepäckträgers die logische Folge. Die nach oben erweiterte Ladekapazität ermöglichte nun den Transport von sperrigen Mitbringsel. Schaukelstühle aus Bangkok, Kampfertruhen aus Honkong, Rattan-Regale und Schränke aus Jakarta erreichten so die Insel Norderney. Die abenteuerlichen Transporte erinnerten vielfach an überladene Rikschas aus dem asiatischen Raum. Probleme hat es dennoch, schon wegen der vorzüglichen seemännischen Sicherung, nie gegeben.
Nur während einer Heimreise zur Osterzeit ist mir einmal das Herz auf der Autobahn zwischen Hamburg und Bremen fast in die Hose gerutscht. Der durch den Fahrtwind gelöste Regenschutz bewog mich zu einem kurzen Zwischenstopp. Beim Verlassen des Autos habe ich mich beinah langgelegt. Die Fahrbahn war streckenweise völlig vereist. Trotz langsamer Weiterfahrt konnte ich nicht verhindern, dass mein Käfer eine mehr oder weniger elegante Pirouette machte und in der Gegenrichtung zum Stehen kam. Anschließend bin ich nur noch auf dem Standstreifen weiter nach Hause gekrochen. Von den vielen flotten Überholern habe ich auf der Weiterfahrt einige im Graben liegen sehen.
Der Transport mit dem kleinen Auto hatte auch seine Vorteile. Die Zöllner in Hamburg haben nie von mir verlangt, die Mitbringsel und das übliche Reisegepäck auszupacken. Der vollgepfropfte und überladene Wagen schreckte anscheinend vor Kontrollen ab. Hinzu kam eine von mir vorgelegte Liste mit den getätigten Einkäufen, wobei die Liste in vieler Hinsicht geschönt war. Weder der tatsächliche Bestand noch die Einkaufspreise stimmten. So wurden allenfalls seitens der Zollbeamten Stichproben gemacht. Aus der Addition der Einkaufspreise ergab sich der zu zahlende Zoll. Ganz bewusst habe ich auch immer das Hauptzollamt Waltershof gemieden. Unter den Seeleuten war es ein offenes Geheimnis, dass dort so mancher junge Dachs unter den Zöllnern unbedingt mit Übereifer seine ersten Sporen verdienen wollte. Mich hat man einmal im besagten Zollamt wegen einer Seite Räucherlachs über Stunden festgehalten, weil ich statt Lachs Fisch als zu verzollende Ware angegeben hatte. Diese feinen Unterschiede zwischen rohen und geräucherten Fisch waren mir bis dato völlig unbekannt gewesen. Neben dem verpassten Zug in Richtung Heimat, musste ich eine Zollstrafe berappen und wurde in einem entsprechenden Fahndungsbuch für ein halbes Jahr als Schmuggler geführt. Diese Erfahrung brachte es mit sich, dass ich nur noch durch das Nebenzollamt Baumwall, mit den dort tätigen netten älteren Beamten, gefahren bin. Großen Schaden habe ich mit meiner mehr oder weniger dezenten Schmuggelei sicher nicht verursacht. Meine Freunde auf der Insel erzählen noch heute von unzähligen weißer Tennissocken, Turnschuhen der Marke „New Balance“ in verschiedenen Größen und Sporttaschen eines namhaften Sportartikelherstellers. Nicht zu vergessen den ausgezeichneten Rum von den Philippinen, Old Captain oder Tanduay. Die Liste der Käufe und die damit verbundenen Transporte und Schmuggeleien sind noch heute Ausgangspunkt für abendfüllende Erzählungen.Je nach Reiseroute und Einsatzdauer stand ich bei Abmusterung immer wieder vor dem Problem, die erstandenen Einkäufe und Andenken zur heimatlichen Insel zu schaffen. Bei der anfallenden Menge und den Abmessungen einiger Mitbringsel kamen die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn erst gar nicht in die engere Auswahl. Letztendlich musste fast immer der eigene fahrbare Untersatz herhalten, der zur Ankunft des Schiffes von Freunden oder Familienangehörigen nach Hamburg oder Bremen chauffiert wurde. Eine weitere Möglichkeit ergab sich durch die relativ langen Liegezeiten der Stückgutschiffe in Rotterdam oder Amsterdam. Mit Einwilligung der Schiffsleitung ging es während der Liegezeit per Bahn und Bus in Richtung Norddeich. Dort stand, dank der Hilfe der Familie bzw. guter Freunde, das eigene Auto für die Rückfahrt nach Rotterdam bzw. Amsterdam schon bereit. Allerdings war dies ein kostspieliges Unterfangen. Neben den Reise – und Benzinkosten kamen noch die üblichen Bestechungsgelder für die holländischen Kranführer hinzu, die den PKW auf den gewünschten Stellplatz an Deck oder in den Laderaum des Schiffs stellen sollten. Bequem war es aber allemal. So konnte man doch auf der Reise in heimatliche Gefilde in aller Ruhe private Habseligkeiten und besagte Mitbringsel verstauen. Im Eifer des Gefechts vergisst man bei den vielfältigen und verführerischen Warenangeboten in den Städten der Welt allzu oft die doch sehr begrenzte Kapazität eines heimatlichen VW-Käfers. Selbst der Ausbau der Rückbank ist dabei nicht immer eine Lösung. Kapituliert habe ich, wenn ich mich recht erinnere, nur zweimal. Bei mehr als ein Dutzend Steuerräder in verschiedenen Größen, habe ich mich als Ladungsoffizier bei dem Staufaktor wohl völlig verhauen. Das sperrige Dekor für Hausbars und Kneipen musste ich demzufolge notgedrungen bei meinem alten Freund Peter in Hamburg zwischenlagern. Unter dem Strich war diese Geschäftsidee wenig lukrativ und wurde von mir schnell wieder verworfen. Ähnlich erging es mir mit gut einem Dutzend Bulleyes, die ich auf einer Abwrackwerft in Kaohsiung/Taiwan erworben hatte. Bei dieser Aktion spielte mir das enorme Gewicht einen Streich, so hatten die Werftarbeiter die Bullaugen mit recht viel „Schiff“ rausgeschnitten. Bei diesem Fehleinkauf richtete ich bei einem Kollegen in Bremen ein Zwischenlager ein. Der ohnehin schmale Gewinn wurde durch die zusätzlichen Benzinkosten leider vollends geschluckt.
Die Mitnahme des eigenen Autos während der Küstenreisen zwischen den nordeuropäischen Häfen wurde mit dem Erscheinen der ersten Blechbüchsen, den heutigen Containern, und dem Verschwinden der Stückgutschiffe ad acta gelegt. Die Liegezeiten verkürzten sich drastisch und dies erlaubte keine Auto-hol-Aktionen mehr. Zudem waren Lade – bzw. Löschaktionen von Privatfahrzeugen mit Containerbrücken kostspielig und nicht erlaubt. Ich selber hatte von dieser Art Unternehmungen allerdings schon Jahre vorher Abstand genommen. So war es im Bremer Überseehafen, dass statt des Löschens der Ladung und meines Käfers das Schiff zu Reparaturarbeiten direkt längsseits eines der riesigen Schwimmdocks der AG – Weser vertäut wurde. Die Ladung wurde neben den anlaufenden Reparaturen per Schwimmkran gelöscht. Als letzter Fremdkörper stand mein geliebter Käfer an Deck. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, bis ich den Kranführer von Dock 1 dazu überreden konnte, meinen fahrbaren Untersatz in das völlig leere Schwimmdock zu setzen. Weitere Überredungskünste und einige Flaschen Hochprozentiges kostete es, den Kranführer von Schwimmdock 2 zu aktivieren, um den VW aus Dock 1 über Dock 2 an Land zu setzen. Bei all der Hektik habe ich es leider versäumt, diese einmalige Situation per Foto zu dokumentieren. Der winzige rote Käfer in dem riesigen Schwimmdock wäre eine einmalige Werbung für den VW-Konzern gewesen. Vielleicht hätte ich damit einen Teil meiner Kosten decken können.
Um die Transportmöglichkeiten zu erweitern, war die Anschaffung eines Dachgepäckträgers die logische Folge. Die nach oben erweiterte Ladekapazität ermöglichte nun den Transport von sperrigen Mitbringsel. Schaukelstühle aus Bangkok, Kampfertruhen aus Honkong, Rattan-Regale und Schränke aus Jakarta erreichten so die Insel Norderney. Die abenteuerlichen Transporte erinnerten vielfach an überladene Rikschas aus dem asiatischen Raum. Probleme hat es dennoch, schon wegen der vorzüglichen seemännischen Sicherung, nie gegeben.
Nur während einer Heimreise zur Osterzeit ist mir einmal das Herz auf der Autobahn zwischen Hamburg und Bremen fast in die Hose gerutscht. Der durch den Fahrtwind gelöste Regenschutz bewog mich zu einem kurzen Zwischenstopp. Beim Verlassen des Autos habe ich mich beinah langgelegt. Die Fahrbahn war streckenweise völlig vereist. Trotz langsamer Weiterfahrt konnte ich nicht verhindern, dass mein Käfer eine mehr oder weniger elegante Pirouette machte und in der Gegenrichtung zum Stehen kam. Anschließend bin ich nur noch auf dem Standstreifen weiter nach Hause gekrochen. Von den vielen flotten Überholern habe ich auf der Weiterfahrt einige im Graben liegen sehen.
Der Transport mit dem kleinen Auto hatte auch seine Vorteile. Die Zöllner in Hamburg haben nie von mir verlangt, die Mitbringsel und das übliche Reisegepäck auszupacken. Der vollgepfropfte und überladene Wagen schreckte anscheinend vor Kontrollen ab. Hinzu kam eine von mir vorgelegte Liste mit den getätigten Einkäufen, wobei die Liste in vieler Hinsicht geschönt war. Weder der tatsächliche Bestand noch die Einkaufspreise stimmten. So wurden allenfalls seitens der Zollbeamten Stichproben gemacht. Aus der Addition der Einkaufspreise ergab sich der zu zahlende Zoll. Ganz bewusst habe ich auch immer das Hauptzollamt Waltershof gemieden. Unter den Seeleuten war es ein offenes Geheimnis, dass dort so mancher junge Dachs unter den Zöllnern unbedingt mit Übereifer seine ersten Sporen verdienen wollte. Mich hat man einmal im besagten Zollamt wegen einer Seite Räucherlachs über Stunden festgehalten, weil ich statt Lachs Fisch als zu verzollende Ware angegeben hatte. Diese feinen Unterschiede zwischen rohen und geräucherten Fisch waren mir bis dato völlig unbekannt gewesen. Neben dem verpassten Zug in Richtung Heimat, musste ich eine Zollstrafe berappen und wurde in einem entsprechenden Fahndungsbuch für ein halbes Jahr als Schmuggler geführt. Diese Erfahrung brachte es mit sich, dass ich nur noch durch das Nebenzollamt Baumwall, mit den dort tätigen netten älteren Beamten, gefahren bin. Großen Schaden habe ich mit meiner mehr oder weniger dezenten Schmuggelei sicher nicht verursacht. Meine Freunde auf der Insel erzählen noch heute von unzähligen weißer Tennissocken, Turnschuhen der Marke „New Balance“ in verschiedenen Größen und Sporttaschen eines namhaften Sportartikelherstellers. Nicht zu vergessen den ausgezeichneten Rum von den Philippinen, Old Captain oder Tanduay. Die Liste der Käufe und die damit verbundenen Transporte und Schmuggeleien sind noch heute Ausgangspunkt für abendfüllende Erzählungen.